Eingangserfassung der Blutbeutel

Was passiert mit dem Blut nach einer Blutspende?

Geschrieben am: 04.06.2020

In Schleswig-Holstein und Hamburg werden pro Jahr durch den DRK-Blutspendedienst Nord-Ost auf knapp 2.100 Spendeterminen rund 122.000 Blutspenden entnommen. 650 Spendeorte stehen den Spendern im Norden für ihren Aderlass zur Verfügung.
 
Um die regionale Patientenversorgung sicherstellen zu können, muss der DRK-Blutspendedienst in beiden nördlichen Bundesländern täglich rund 500 Blutspenden entgegennehmen. Das bedeutet, dass durchschnittlich 250 Liter Blut pro Tag aufbereitet und weiterverarbeitet werden müssen, um Kliniken und medizinische Versorgungszentren mit den für viele Patienten überlebenswichtigen Blutpräparaten beliefern zu können.

Im gesamten Versorgungsgebiet des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, das die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein umfasst, werden täglich insgesamt 1750 Blutspenden benötigt.

Das Institut für Transfusionsmedizin (ITM) in Lütjensee im schleswig-holsteinischen Kreis Stormarn ist seit 1959 Dreh- und Angelpunkt der Patientenversorgung mit Blutprodukten durch das DRK in Schleswig-Holstein und Hamburg. Zur Weiterverarbeitung der Blutspenden wird dort eine Technik vorgehalten, die höchsten Anforderungen entspricht und an einigen Stellen einmalig in Europa ist.
Im Folgenden werden die einzelnen Schritte der Aufbereitung und Weiterverarbeitung einer Blutspende beschrieben. Das Institut für Transfusionsmedizin in Lütjensee steht dabei stellvertretend für alle weiteren Institute des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, in denen die lebensrettenden Blutpräparate hergestellt werden. Aber es können auch autologe Serumsaugentropfen aus dem Blut hergestellt werden. Die Besonderheit dabei ist allerdings, dass nur der Spender selbst die Augentropfen benutzen darf.

Weiterverarbeitung des Blutes nach der Blutspende

Bei der Blutspende fließt das Blut in ein geschlossenes Beutelsystem, das ein gerinnungshemmendes Mittel und eine Nährlösung für die Zellen enthält. In diesem Beutelsystem können die einzelnen Blutbestandteile in separate, bereits fest verbundene Beutel überführt werden, so dass Reaktionen mit der Luft und Verunreinigungen, zum Beispiel durch Keime, vermieden werden. Teströhrchen mit einer geringen Blutmenge jedes Blutspenders werden in Laboren des DRK-Blutspendedienstes auf die Blutgruppe und bestimmte Antikörper und Infektionserreger untersucht.

Nach der Spende wird das Blut in den Blutbeutelsystemen ins ITM Lütjensee transportiert, wo in der Herstellung „KURT“ den ersten Schritt in der Verarbeitung übernimmt. „KURT“ ist eine Art Roboter, der die einzelnen Kisten, die die Beutel mit dem Spenderblut enthalten, stapelt und elektronisch verwaltet. „KURT“ weiß genau, welche Blutbeutel wann geliefert wurden und in welcher Reihenfolge sie verarbeitet werden müssen; er arbeitet nach dem Prinzip „first in – first out“. Das Blut muss innerhalb von 24 Stunden nach der Spende verarbeitet werden. Das „KURT“-System ist eigens für die Bedürfnisse des DRK-Blutspendedienstes in Lütjensee entwickelt worden und ist in seiner Art einmalig.  

Die Blutbeutel werden dann gescannt und für die Zentrifugation freigegeben. In der Zentrifuge werden die Bestandteile des Blutes durch extrem schnelles Schleudern entsprechend der Schwere voneinander getrennt. Die relativ schweren roten Blutkörperchen (Erythrozyten) setzen sich unten ab. Hieraus entsteht das spätere Erythrozytenkonzentrat. Der flüssige Bestandteil des Blutes, das Plasma mit den z.B. für die Blutgerinnung wichtigen Proteinen, setzt sich nach oben ab. Es verbleibt zudem eine Zwischenschicht, der sogenannte „Buffy-Coat“, der die weißen Blutkörperchen und die Thrombozyten (Blutplättchen) enthält.  

Aus der Zentrifuge geht es dann in den sogenannten „CompoMat“, in dem die Blutbestandteile in die dafür vorgesehenen Beutel nach oben und unten „abgequetscht“ werden.  Es entstehen so das Erythrozytenkonzentrat und das Plasmapräparat. Um ein für eine Transfusion ausreichend großes Thrombozytenkonzentrat herzustellen, müssen nun noch vier bzgl. der Blutgruppe passende „Buffy-Coat“-Präparate zusammengeführt, in einem zweiten Zentrifugationsschritt bearbeitet und mit einer speziellen Nährstofflösung versetzt werden. Von den fertigen Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten  werden am Ende durch einen Filter die Leukozyten (weiße Blutzellen) abgetrennt. Die Entfernung der Leukozyten erhöht die Verträglichkeit dieser Präparate für den Empfänger. Das Plasmapräparat muss nach der Herstellung schnell auf mindestens -30°C tiefgefroren werden, damit die darin enthaltenen Eiweiße ihre Funktion beibehalten können.  

Haltbarkeit und Lagerung der Blutpräparate

Erythrozytenkonzentrate sind bei Lagerung in der Kühlzelle bei +2 bis +6 Grad Celsius maximal 42 Tage haltbar. Blutplasma wird als gefrorenes Frischplasma bei -30 bis -45 Grad Celsius gelagert und hat eine Haltbarkeit von zwei Jahren. Thrombozytenkonzentrate müssen unter ständiger Bewegung bei einer Temperatur zwischen +20 und +24 Grad Celsius gelagert werden und haben mit lediglich vier bis fünf Tagen die kürzeste Haltbarkeit.
Jeder Arbeitsschritt, von der Blutentnahme bis zur Auslieferung der Blutpräparate, ist genau dokumentiert und nachvollziehbar. Ist das Blut auch durch das Labor freigegeben, warten die entstandenen Blutpräparate im Vertrieb auf ihre Auslieferung an Kliniken und beispielsweise onkologische Arztpraxen, um als lebensrettende Arzneimittel Patienten in der jeweiligen Region transfundiert werden zu können. Somit können dann Menschen, die beispielsweise an Krebs oder Immunthrombozytopenie erkrankt sind, mit Blut versorgt uns somit Leben gerettet werden. 

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Autorin Susanne
Susanne

Liebt als gebürtige Kielerin Wind und Meer und freut sich, dass sie auf vielen Terminen zum Thema Blutspende in Hamburg und Schleswig-Holstein Land und Leute immer besser kennenlernt.

Pressereferentin beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost am Standort in Lütjensee, Schleswig-Holstein